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Fauna+Flora des Fichtelgebirges

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Exkursion im Paradies der Grashüpfer bei Sommerhau

Der Bund Naturschutz inspizierte die Sonnenhänge bei Sommerhau: Die südexponierten Sonnenhänge bei Sommerhau unweit der tschechischen Grenze gelten als äußerst wertvolle Lebensräume für wärmeliebende Insekten im Fichtelgebirge. Ein Paradies besonders für Grashüpfer und alle Heuschrecken.

05.08.2017

Exkursion unter Leitung des Erstautors Jürgen Fischer "Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols"

In diese sonnendurchfluteten Gefilde führte eine Exkursion des Bundes Naturschutz bei herrlichem Sommerwetter. BN-Kreisvorsitzender  Fred Terporten-Löhner konnte dazu 20 Teilnehmer begrüßen. Er hieß besonders Jürgen Fischer aus Schönbrunn als „ausgewiesenen Insektenexperten“ herzlich willkommen. Fischer ist Erstautor des neuen Naturführers „Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols“. Das besondere an dem Buch sei, dass die entscheidenden Merkmale mit Bildern hervorgehoben sind, sodass auch der Laie gut damit zurechtkomme, erklärte der Fachmann.

60-70 Prozent der Insekten vom Aussterben bedroht

Jürgen Fischer wies auf die enorme Bedeutung der Insekten für die Menschheit hin. „Heute sind bereits 60-70 Prozent der Insekten vom Aussterben bedroht. Das ist ein Alarmsignal.“ Nach kurzer Einführung in das Thema verteilte Fischer Kescher und Becherlupen an die Teilnehmer. „Wichtig für das Einprägen der Heuschrecken, Spinnen und Falter sei nicht nur das kognitive Lernen, sondern auch die emotionale Erfahrung“, erklärte der Realschullehrer und Pädagoge.

Insektenbestimmung unter fachkundiger Leitung

Die Teilnehmer konnten dann nach Herzenslust ausschwärmen und Insekten fangen, die dann fachkundig bestimmt wurden. Die erste „Beute“ war eine Wespenspinne. Der Exkursionsleiter berichtete, dass sich diese wärmeliebende Art infolge des Klimawandels inzwischen im ganzen Landkreis ausgebreitet habe. Dann stand ein Prachtexemplar eines Grünen Heupferds im Fokus der Teilnehmer. Diese auffallend große und lindgrün gefärbte Langfühlerschrecke sei ein gefräßiger Räuber und könne schmerzhaft zubeißen, berichtete der Fachmann. An den steilen Hängen zirpte es an allen Ecken und Enden, als sich die Exkursionsgruppe zum Waldrand hoch über dem Egertal bewegte. Jürgen Fischer erklärte die feinen Merkmale der Grasghüpfer. Ob Weißrandiger Grashüpfer, Nachtigall-Grashüpfer oder Heidegrashüpfer: der Experte wusste alle kleinen Merkmale genau zu erklären.

Seltene Pflanzen in den Magerrasen

Martina Gorny wies auf einige seltene Pflanzen in den Magerrasen hin, die man nicht alle Tage zu sehen bekommt:  Aufrechtes Fingerkraut, Schafrapunzel, Dillenius-Ehrenpreis und Jovibarba. Über den Trockenhängen gaukelten Brauner Feuerfalter, Gemeiner Bläuling und Mauerfuchs. Oben am Waldrand angekommen, bot sich den Teilnehmern ein phantastischer Blick über Hohenberg hinweg bis zum Grünberg und Tillenberg in Böhmen.

Erstnachweis der Gemeinen Sichelschrecke im Fichtelgebirge

„Schaut mal, eine Ödlandschrecke“ rief Jürgen Fischer plötzlich hervor und präsentierte die Blauflügelige Ödlandschrecke, eine seltene Heuschrecke der offenen Pionierlebensräume. Fischer konnte noch mit zwei weiteren Besonderheiten aufwarten. Er entdeckte in einer Magerwiese die Gemeine Sichelschrecke. „Das ist der Hammer. Eine Sensation, ein Erstnachweis im Fichtelgebirge“, freute sich der Experte. Der Star der Exkursion war jedoch ein stattliches Exemplar eines Warzenbeißers. Der Biss des Warzenbeißers soll durch seinen ätzenden Speichel Warzen zum Verschwinden bringen. Daher stammt auch sein Name. Kaum hatte Fischer das gesagt, biss die Heuschrecke kräftig in seinen Finger. Danach hatte sich das Tier beruhigt und stellte sich bereitwillig den Fotografen. BN-Geschäftsführer Karl Paulus war es vorbehalten, Jürgen Fischer für die lehrreiche Führung bei bestem Insektenwetter zu danken und die Exkursion abzuschließen.