Lebensraum Siedlungen, Straßen- und Wegränder
Siedlungen und Wegränder können recht artenreiche Lebensräume darstellen.
Die im Siedlungsbereich auftretenden Pflanzen- und Tierarten kann man grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen.
a) Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt außerhalb des Siedlungsbereiches in Biotopen der freien Landschaft haben, aber unter bestimmten Voraussetzungen auch in Dörfern und Städten günstigen Lebensraum vorfinden. Zum Beispiel Erdkröte, Zauneidechse, verschiedene Schmetterlinge und Käfer sowie Pflanzenarten der Magerrasen und Röhrichte.
b) Arten, die in ihrer Verbreitung mehr oder weniger stark an den Menschen gebunden sind, sogenannte Kulturfolger. Hierzu gehören Schwalben, Schleiereule, Weißstorch, Fledermäuse und viele Ackerwildkräuter und Arten der Ruderalflora (an Schutt, offene Bodenstellen und Wegränder gebunden).
Besondere Objekte sind Felsenkeller, Natursteinmauern, Hohlwege, Obstgärten, Lesesteinhaufen und Bauerngärten.
Die meisten Wildpflanzen („Unkräuter“) des Dorfes sind Spezialisten, die nur an den für sie geeigneten Stellen zu finden sind. Während die einen den sonnigen, trockenen Wegrand lieben, benötigen andere den Schatten einer Scheunenwand, um richtig zu gedeihen.
Viele der dörflichen Wuchsorte werden durch die bäuerliche Nutzung bestimmt. Dazu gehört der Hühnerhof. Hier wachsen vorwiegend einjährige Arten wie z. B. der Weiße Gänsefuß und die Kleine Brennessel. Diese kurzlebigen Pflanzen brauchen zum Keimen einen offenen Boden, für den die Hühner durch ihr eifriges Scharren sorgen. Typisch für diesen Lebensraum ist auch der stickstoffliebende Schwarze Holunder.
Am Rande von Wegen und auf geschotterten Wirtschaftsflächen wachsen die sonnenliebenden Pflanzen des Dorfes. Oft sind es Arten, die ein festes, unempfindliches Gewebe besitzen. Sie können es deshalb ertragen, wenn sie hin und wieder betreten werden. Zur Gruppe dieser trittfesten Pflanzen zählt der Breitwegerich und der Vogelknöterich.
Hinter Schuppen und Scheunen oder dort, wo Baumaterial und Holz gelagert werden, gedeihen oft große, kräftige Stauden, wie der Gute Heinrich, die Kleine Klette oder die Große Brennnessel. Als ausdauernde Arten bevorzugen sie die ruhigen und ungestörten Plätze des Dorfes.
Diese sogenannten „Unkräuter“ bieten einer Vielzahl von Lebewesen Nahrung, Deckung und Lebensraum. Wer solche Wildkrautecken im Garten duldet, kann sich an vielen Singvögeln und prächtigen Schmetterlingen wie dem Tagpfauenauge und dem Kleinen Fuchs erfreuen.
Besonderheiten und alte Kulturrelikte sind Wermut, Guter Heinrich und Schwarzes Bilsenkraut.