Lebensraum Magerrasen und Blumenwiesen
Traumwiesen Wiesenträume, Natur aus Menschenhand
Die Entstehung aller Wiesengesellschaften im Fichtelgebirge, ist auf das Wirken des Menschen zurückzuführen.
Durch Abholzung von Wäldern, Entwässern von Mooren und Gewässerauen mit anschließender Beweidung und Mahd, entstanden im Lauf von Jahrhunderten die uns heute bekannten artenreichen Blumenwiesen.
Wiesen leben durch die Mahd
Die Wiesenpflanzen, deren ursprünglicher Lebensraum in Wäldern, Niedermooren, osteuropäischen Steppen oder baumfreien Felskuppen lag, sind durch Ausbildung verschiedener Strategien auf eine regelmäßige Mahd eingestellt.
Mit in Bodennähe befindlichen Assimilationsorganen, Niedrigwüchsigkeit, einem frühen Austrieb und früher Blüte können Wiesenpflanzen dem schädigenden Einfluss des Schnittes tolerieren.
Krautige Pflanzen, wie der Teufelsabbiss, verfügen über eine Grundrosette oder breiten sich wie der Scharfe Hahnenfuß und viele Wiesengräser über Ausläufer aus.
Ohne die ein- bis zweischürige Mahd im Jahr, würden niedrigwüchsige oder nur mit Grundrosetten ausgestatten Arten von den höherwüchsigen Gräsern und Hochstauden verdrängt. Der Artenreichtum der Wiesen würde schwinden.
Letztendlich würde der Wald wieder die Herrschaft übernehmen.
Im Nachfolgenden eine kleine Beschreibung der verschiedenen
Wiesenlebensräume im Fichtelgebirge:
Magere Flachlandmähwiese
Diese Wiesen finden sich auf mäßig trockenen, frischen bis feuchten Standorten und auf unterschiedlichen Böden mit meist guter bis reichlicher Nährstoffversorgung. Die ein- bis zweischürig gemähten und nicht, bis gering gedüngten Wiesen, zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Charakteristische Gräser für diesen Lebensraumtyp sind neben dem Glatthafer der Wiesenfuchsschwanz.
Unter den bunt blühenden Kräutern ist neben der Margerite der große Wiesenknopf Aspekt bildend. Außerdem gehören Frauenmantel, Wiesenlabkraut, Scharfer Hahnenfuß und Ackerwitwenblume zum Erscheinungsbild dieser Lebensgemeinschaft.
Durch Aushagerung bilden sich auf geeigneten Standorten Magerwiesen, in denen viele Arten der Magerrasen, wie der Rotschwingel und das Rotstraußgras zu finden sind.
In den feuchteren Ausprägungen gesellen sich der Wiesenknöterich und das Wollige Honiggras hinzu, welche floristisch zu den Feuchtwiesen überleiten.
Eine Spezialität im Fichtelgebirge stellen die sogenannten Bergmähwiesen dar, in welchen der Goldhafer den Glatthafer ablöst. Diese Wiesengesellschaft wächst im Fichtelgebirge in Hanglagen ab Höhen über 500 Meter und wird durch Arten wie Verschiedenblättrige Kratzdistel, Schlangenknöterich und Bärwurz charakterisiert.
Feuchtwiesen leben mit dem Wasser
Feuchtwiesen sind von Gräsern, Seggen, Binsen und krautigen Pflanzen dominierte halbnatürliche Lebensräume, die vom Grundwasser beeinflusst oder zeitweise überschwemmt werden. Im Fichtelgebirge zählen Feuchtwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen.
Die Pflanzen der Feuchtwiesen haben sich durch verschiedene Strategien an den teilweise herrschenden Wasserüberschuss und dadurch bedingten Sauerstoffmangel im Boden angepasst. Etliche Arten verfügen über ein sogenanntes Hohlraumgewebe (Aerenchym), in welcher Luft vom oberirdischen Spross in die Wurzeln geleitet werden kann. Entstanden sind sie aus Hochstaudenfluren, Groß - oder Kleinseggenrieden unter Mitwirkung von Düngung (Mist). Durch regelmäßige Beweidung, sowie Mahd (Heuwiesen, Streuwiesen), entwickelten sich im Lauf der Zeit die heute typischen Feuchtwiesen. Bekanntester Vertreter ist die Sumpfdotterblumenwiese.
Neben der namengebenden Sumpfdotterblume, gehören behaarter Kälberkropf, Waldsimse, Fadenbinse, großer Wiesenknopf, Wiesenknöterich und auf basischen Böden die Kohldistel zu dieser Pflanzengesellschaft. Ergänzt wird diese durch Feuchtezeiger, wie das Wiesenschaumkraut, die Kukukslichtnelke, die Waldengelwurz und verschiedene Orchideen, wie das Breitblättrige Knabenkraut.
Feuchtwiesen sind Lebensraum einer Vielzahl zum Teil hoch bedrohter Tierarten, wie der Bekassine, dem Braunkehlchen, dem Wiesenpieper, dem Weißstorch oder der Sumpfschrecke.
Magerrasen, armer Boden treibt reiche Blüte
Magerrasen am Abhang zum Röslautal
Magerrasen gehen im Fichtelgebirge, wie in ganz Europa, ebenfalls auf die Tätigkeit des Menschen zurück. Entstanden sind sie überwiegend durch die Beweidung bewaldeter Flächen. Durch Verbiss der jungen Bäume und Sträucher öffnete sich der sogenannte Hutewald immer mehr. Es entstanden Lichtungen und letztendlich verschwanden die Holzgewächse ganz und es entstand ein Magerrasen. Kennzeichnend, wie es der Name schon sagt, ist die Nährstoffarmut solcher Böden und hier besonders der Mangel an Stickstoff. Deshalb erscheinen sie im Gegensatz zu den saftigen grünen Wiesen bräunlich und verkümmert. Sie sind kurzhalmig, lockerwüchsig und bringen wenig Ertrag.
Die Artenzusammensetzung und das Erscheinungsbild der Magerrasen ist stark abhängig vom geologischen Untergrund. Unterteilt werden sie deshalb in Kalkmagerrasen, die im Fichtelgebirge wenig flächig nur im Bereich der Marmorzüge ausgebildet sind, sowie Silkatmagerrasen.
Arten der Kalkmagerrasen sind unter anderem aufrechte Trespe, Schillergras und die Händelwurz. Auf Silikatmagerrasen finden sich Echter Schafschwingel, Ausdauender Knäuel, Pechnelke, Heidenelke und das Berg Sandglöckchen.
Entscheidend für den Erhalt ist eine einmalige späte Mahd oder Beweidung. Im Gegensatz, zum intensiv genutzten Grünland beherbergen die Magerrasen aber eine ungeheure Vielfalt an Insekten und sind reich an Blüten unterschiedlichster Form und Farbe.
Borstgrasrasen
Eine besondere Wiesenart im Fichtelgebirge, findet sich auf sauren, nährstoffarmen, trockenen sowie feuchten Böden, derBorstgrasrasen. Borstgrasrasen entstanden im Fichtelgebirge wahrscheinlich ebenfalls durch Beweidung. Da das rauhblättrige Borstgras vom Vieh gemieden wird, wurde somit seine Ausbreitung in den beweideten Flächen gefördert.
Borstgrasrasen sind eine eher kurzrasige und lichte Wiesengesellschaft. Auf trockenen Standorten, bilden Arnika, kleines Habichtskraut und die weniger augenfälligen Charakterarten der Borstgrasrasengesellschaft, das Gemeine Kreuzblümchen, sowie das Harzlabkraut, die Blutwurz, der Echte Ehrenpreis und als Raritäten das Katzenpfötchen und die Mondraute den Blühaspekt. Als Grasart, gesellt sich das Rote Straußgras bei.
Auf feuchteren Böden, werden die trockenheitsliebenden Arten, wie die Arnika, unter anderem vom Teufelsabbiss, der Torfbinse, dem Waldläusekraut und dem quendelblättrigen Kreuzblümchen abgelöst. Diese Torfbinsenrasen treten mit ihrer vollständigen Artenausstattung in Bayern nur im Fichtelgebirge auf.
Bärwurzwiesen, eine Rarität im Fichtelgebirge, bilden die Bärwurzwiesen
Wirtschaftsgrünland
Intensiv bewirtschaftetes Wirtschaftsgrünland fällt besonders im Frühjahr durch den reich blühenden Löwenzahn auf, welcher ganze Wiesen gelb färbt. Die Artenausstattung solcher Wiesen ist jedoch recht arm. Im Gegensatz zu extensiv bewirtschafteten Wiesen mit bis zu 50 Gras und Kräuterarten, finden sich auf diesen auch als Fettwiesen bezeichneten Flächen lediglich 5 – 10 Pflanzenarten und dem entsprechend auch nur wenige Insekten.
Gefährdung und Zerstörung
Durch die Änderung der Bewirtschaftungsweise, wie Überdüngung, Erhöhung der Wiesenschnittzahl und Umbruch mit nachfolgender Ansaat mit Turbogräsern oder Mais, sowie der Aufforstung, ist mittlerweile eine große Anzahl von diesen ehemals artenreichen Wiesen verschwunden. Die letzten artenreichen Wiesen im Fichtelgebirge stellen nicht nur aus ökologischer Sicht ein letztes Rückzugsgebiet für viele Tiere und Pflanzen dar, vielmehr zeigen sie ein lebendes Bild über das Wirken des Menschen im Fichtelgebirge auf und sind somit ein wertvolles kulturhistorisches Gut, das wie Denkmäler zu erhalten ist.