"Gleichstrompassage-Südost" - die neue Stromautobahn
Eine ganze Region wehrt sich
Auch in unserer Region regt sich heftiger Widerstand:
Am 12.02.2014 wurde in Thiersheim das Aktionsbündnis "Fichtelgebirge/Steinwald gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost (Stromautobahn)" gegründet. Das breite, überparteiliche Bündnis wird getragen von Verbänden und Heimatvereinen (Bund Naturschutz, Fichtelgebirgsverein, Steinwaldia), Kommunalpolitikern und zahlreichen umweltaktiven Bürgerinnen und Bürgern aus den Landkreisen Wunsiedel, Tirschenreuth und Hof.
Das Aktionsbündnis lehnt die Stromautobahn grundsätzlich ab, weil damit zum Großteil "schmutziger" Braunkohlestrom transportiert werden wird und somit zentrale Energiestrukturen zementiert werden. Das widerspricht dem Prinzip einer dezentralen Energiewende. Ganz massiv wendet sich das Bündnis gegen die Trassierung durch die Naturparke Fichtelgebirge und Steinwald. Damit drohe eine substanzielle Schädigung der wertvollen Kulturlandschaften und des Tourismus.
Machtvolle Protestkundgebung in Marktredwitz
Gleich die erste große Aktion der neuen Allianz gegen die Stromautobahn am 22.02.2014 in Marktredwitz machte deutlich, dass der Netzwerkbetreiber Amprion mit seiner Gleichstrompassage Südost in der Region Fichtelgebirge-Steinwald auf Granit beißen wird. 2500 Menschen stürmten den Marktplatz vor dem historischen Rathaus und machten mit zahlreichen Plakaten und Transparenten ihren Unmut Luft. So zum Beispiel "Nein zur Monstertrasse", "Hochschule in Niederbayern, Stromtrasse im Fichtelgebirge" oder "Wir sind nicht Bayerns Fußabstreifer.
Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder hieß als Hausherrin die 2500 Teilnehmer willkommen und verdeutlichte, dass sie grundsätzlich gegen das Projekt sei. "Es erscheint mir mehr als willkürlich, die Trasse durch zwei Naturparke zu legen", so Dr. Seelbinder.
In einer kämpferischen Rede wetterte Karl Paulus, der Initiator des Aktionsbündnisses und Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz gegen die neue Stromautobahn.
Hier einige Auszüge aus seiner Rede:
"Wir sind heute in Marktredwitz zusammengekommen - Vereine, Verbände, Parteien, Politiker und umweltaktive Menschen, von Weißdorf im Norden bis Kulmain im Süden - nicht weil wir Lust am demonstrieren haben, sondern weil es unsere Bürgerpflicht ist, die Heimat schützen.
Wut, Entsetzen, Fassungslosigkeit - das hat uns heute vereint. Wir stehen auf gegen eine gigantische Stromautobahn, die der Netzwerkbetreiber Amprion durch unsere Region bauen will, ohne uns ehrlich und offen zu informieren. Und die uns nur Belastungen bringen wird. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel sind wir konfrontiert mit einer Stromtrasse, die wie ein Damoklesschwert über unserer Heimat hängt. Das Ding heißt Gleichstrompassage Süd-Ost. Angeblich soll damit Windstrom aus dem Norden nach Südbayern transportiert werden. Doch, liebe Leute, wo beginnt denn diese Trasse? Nicht an der Meeresküste im Norden sondern in der Nähe eines Braunkohlereviers bei Halle in Sachsen-Anhalt.
Immer mehr verdichten sich die Hinweise, dass nicht umweltfreundlicher Windstrom, sondern hauptsächlich Kohlestrom transportiert werden soll - schmutziger, klimaschädlicher Braunkohlestrom. Ich habe das beklemmende Gefühl, dass wir belogen werden. Dass durch die Stromautobahn veraltete zentrale Energiestrukturen festgezurrt werden. Das widerspricht diametral einer dezentralen Energiewende mit regionaler Versorgung, die wir alle wollen. Ich nenne das eine Stromlüge!
Dieses Bundesbedarfsplangesetz, das noch unter einem Wirtschaftsminister Phillip Rösler beschlossen wurde, dieses Gesetz muss dringend geändert werden, liebe Frendinnen und Freunde. Der Bundesbedarfsplan muss auf den Prüfstand, die regionalen Potentiale der Energiewende müssen viel mehr berücksichtigt werden. Und dazu gehören auch Sparpotenziale! Von Energiesparen spricht ja keiner mehr.
Ein weiterer Hammer, worüber wir bis dato nicht informiert wurden, ist der Schwenk, der Knick der Trasse durch unsere Naturparke Fichtelgebirge und Steinwald. Werden wir hier ein weiteres Mal getäuscht und belogen, und es gibt bereits geheime strategische Pläne, das tschechische Stromnetz anzuschließen? Aber das wäre ja eine weitere Stromlüge. Und eine Informationspolitik wie in einem totalitären Staat. Oder steckt noch etwas ganz anderes dahinter? Ist das gar ein Versuchsballon, ein dreister Versuch, das Widerstandspotential der Region zu erforschen, ob auch das Atommüll-Endlager im Fichtelgebirge durchsetzbar wäre?
Vielleicht hält man uns ja in Oberfranken und in der Oberpfalz für ein wenig naiv und ein wenig dumm oder für sehr brav? Nehmen wir das einfach so hin? Nein, nein, und nochmals nein! Wir sind nicht der Mülleimer Bayerns. Oder doch? Hochschule nein, Stromtrasse ja. Wir wollen gleichwertige Lebensbedingungen in allen Landesteilen!
Und wäre es nicht absurd, wenn jetzt Landkreise in Nordostbayern, die im Bereich der alternativen Energien ihre Hausaufgaben fleißig angepackt haben, mit dieser Stromautobahn auch noch bestraft würden? Damit die Südbayern genügend Strom erhalten und den Blick auf ihre unversehrte Alpenkulisse genießen können. Dort weht ja angeblich kein Wind. Das kann doch nicht sein!
Nun, wie würde sie aussehen, die Stromautobahn: Von Weißdorf, über Kirchenlamitz, Markleuthen und Thiersheim bis Marktredwitz verläuft ja bereits eine 110 KV-Leitung, ein zweiter Strang von Rawetz nach Südwesten über Waldershof, Pullenreuth, Neusorg, Kulmain. Nach Informationen des Bund Naturschutz soll diese Leitung bald ertüchtigt, das heißt auf 380 KV hochgerüstet werden. Parallel dazu, im Abstand von 60 - 100 Metern käme die zweite Schneise, die neue Gleichstromtrasse, aber deutlich höher, die Strommasten wären 70 Meter hoch. Es entsteht also eine doppelte Stromautobahn , quer durch die Naturparke Fichtelgbirge und Steinwald auf über 60 Kilometer Länge!
Das wäre ein massiver Anschlag auf unsere wertvollen Kulturlandschaften. In Naturparken soll ja die Schönheit und Eigenart der Landschaft bewahrt werden. Und natürlich eine massive Schädigung des Tourismus in unserer Heimat.
Ein letztes: Es geht hier auch um unser wichtigstes Gut, um unsere Gesundheit. HGÜ, diese Hochspannungs-Gleichstromübertragungstechnik ist in Deutschland Neuland. Es gibt keine Daten, wie sich die statischen Gleichstromfelder der 500.000 Volt-Leitung auf unsere Gesundheit auswirken werden. Wir sind Versuchskaninchen einer neuen Technik. Und dazu ein weiterer Hammer: Es sind keine Mindestabstände zu Siedlungen vorgesehen. Weil die Höchstspannungsleitung in vielen Orten weit an die Siedlungen heranreicht, befürchten wir gesundheitliche Schäden. Es droht ein massiver Verlust an Lebensqualität.
Liebe Feundinnen und Freunde, es kann nur eines geben: Dieses Wahnsinnsprojekt muss vom Tisch! Alle Regionen müssen sich querlegen. Auch unsere Region wird sich mit allen Kräften wehren. Wir stehen nah beisammen, Hand in Hand, über alle Partei- und Ortsgrenzen hinweg. Gemeinsam werden wir es schaffen. Im Fichtelgebirge und Steinwald werden sie auf Granit beißen. Und unsere Granite sind hart, und über 300 Millionen Jahre alt."
Mit Macht wehrt sich auch der Fichtelgebirgsverein gegen das Projekt . "Wir lehnen das Gesamtvorhaben von Amprion einschließlich aller eventuellen Ausweichtrassen vollinhaltlich ab", rief FGV-Hauptvorsitzender Heinrich Henniger in die Menge.
Ernst Tippmann, der Geschäftsführer des NaturparksSteinwald erinnerte an geschichtliche Ereignisse wie die Fuchsmühler Holzschlacht und Wackersdorf. "Wir dürfen nicht nachgeben, unser Trumpf ist die Natur."