Der Artenschutzabend des BN findet eine große Resonanz
Im Mittelpunkt steht ein Libellenvortrag von Jürgen Fischer:
Ein Plädoyer für die Artenvielfalt
Der Bund Naturschutz hat den Schutz unserer heimischen Pflanzen- und Tierarten in der Waldgaststätte Steinhaus in den Fokus gerückt. BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner konnte beim Artenschutzabend ein "volles Haus" begrüßen und hieß besonders den Referenten Jürgen Fischer willkommen.
In einer kurzen Einführung zum Thema betonte BN-Kreisgeschäftsführer Karl Paulus, dass es sehr wichtig sei, sich für den Erhalt der Arten- und Lebensvielfalt, für die Biodiversität und Schöpfung, einzusetzen. Jede zweite Tier- und Pflanzenart ist heute, "selbst im gelobten Bayernland", vom Aussterben bedroht. "Als Anwalt der Natur stellen wir uns mit ganzer Kraft vor die bedrohte Natur", so Paulus. Der Bund Naturschutz kämpft einerseits gegen zerstörerische Projekte an, andererseits schafft man eine Vielzahl naturnaher Lebensräume in 50 Biotopen im Landkreis. Der Artenschwund ist ein leises Sterben. "Es tut keinen Knall, wenn eine Art ausstirbt. Wenn sich das letzte Rebhuhn aus der Flur verabschiedet oder wieder ein Arnika-Standort verloren gegangen ist", formulierte Karl Paulus. Er zitierte den Artikel 141 der Bayerischen Verfassung. Darin ist auch klar postuliert, die heimischen Tier- und Pflanzenarten zu schonen und zu erhalten.
Im Mittelpunkt des Abends stand der Libellenvortrag "Fliegende Edelsteine" von Jürgen Fischer. Der Wunsiedler Realschullehrer und Artenschutzexperte fesselte die zahlreichen Zuhörer mit exzellenten Bildern und fachkundigen Erläuterungen. Jürgen Fischer zeigte spektakuläre Aufnahmen über die Lebensweise, Fortpflanzung und Besonderheiten der heimischen Libellenarten.
Wer hat denn schon einmal fotografiert, wie ein Sonnentau eine Libelle erbeutet, wie eine Ameise auf einer Azurjungfer reitet oder eine Kleinlibelle von einem Wasserskorpion aufgespießt wird?
Libellen sind eine uralte Insektengruppe, die bereits in den Karbonwäldern vor 300 Millionen Jahren herumgeflogen ist, berichtete der Referent. Im Landkreis Wunsiedel sind 53 Arten nachgewiesen. Die Flugkünstler können mit bis zu 50 Stundenkilometern durch die Luft fliegen, jeder Flügel ist einzeln steuerbar. Fischer zeigte brillante Fotos der drei heimischen Moosjungfern, die sogenannten Leucorrhinia-Arten, die Fließgewässerlibellen Grüne und Gemeine Keiljungfer sowie mediterrane Arten wie die Keilflecklibelle, die im Zuge des Klimawandels in unsere Gefielde "einfliegen" können.
Nach dem Kapitel Biologie der Libellen zeigte Fischer deren Lebensräume, Gefährdung und notwendige Schutzmaßnahmen auf. 40 Prozent der heimischen Libellenarten sind vom Aussterben bedroht. Jürgen Fischer: "Das ist ein Armutszeugnis, in einer Zeit, in der so viel von Biodiversität die Rede ist".
BN-Chef Fred Terporten-Löhner dankte dem Referenten für den "ausgezeichneten Vortrag mit phantastischen Bildern". Als Laie könne man gar nicht erahnen, wie viel Zeit und Aufwand notwendig seien, um solche Bilder zu präsentieren. Der BN-Kreisvorsitzende betonte, dass es für den Artenschutz eminent wichtig sei, Experten wie Jürgen Fischer an der Hand zu haben. Nur mit fundiertem Wissen könnten entsprechende Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Fred Terporten-Löner brach eine Lanze für die Artenvielfalt. "Das größte Kapital unserer Erde ist die Artenvielfalt".
Im Anschluss zeigte Karl Paulus eine Vielzahl von Schutzmaßnahmen auf, die der Bund Naturschutz in den vergangenen Jahren zum Erhalt der Libellenfauna umgesetzt hat. Die zahlreichen Teiche und Tümpel des BN sind Lebensraum für gut 15 vom Aussterben bedrohte Libellenarten. Eine rege Diskussion rundete den informativen Artenschutzabend ab. Der Webmaster der BN-Kreisgruppe, Günther Heinrich, wies auf die Seiten "Fichtelgebirgsnatur" auf der BN-Homepage www.wunsiedel.bund-naturschutz.de hin. Dort sind auch die "fliegenden Edelsteine" sehr gut dargestellt.