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Fauna+Flora des Fichtelgebirges

1. Mai 2013 Fest am Waldstein 100 Jahre BUND Naturschutz

100 Jahre „grünes Gewissen“ in Oberfranken

Auszug aus der Pressemitteilung des BN-Landesverbandes
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken

Seit hundert Jahren stellt  sich der BUND Naturschutz schützend vor Bayerns Landschaft und seine natürlichen Lebensgrundlagen. In Oberfranken hat sich der BUND Naturschutz mit seinen aktuell neun Kreisgruppen und 14.760 Mitgliedern in den letzten 100 Jahren als „grünes Gewissen“ der Region etabliert. Im Rahmen eines großen Festes feiern die oberfränkischen Natur- und Umweltschützer ihr Jubiläum am 1. Mai 2013 am Waldstein.

Dazu erklärt der Landesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger:

„In Oberfranken hat der Naturschutz eine lange und durchaus bewegte Geschichte. Die Zeit war bereits in den Zehnerjahren des 20. Jahrhunderts reif für den besorgten Blick auf die zunehmend der baulichen Entwicklung zum Opfer fallende Landschaft. Gerade in Oberfranken, das damals eine starke Industrialisierung erlebte, gab es schon frühzeitig Initiativen zum Erhalt besonderer Landschaftselemente.

Selbst beim Bau der Reichsautobahn durch die fränkische Alb und das Fichtelgebirge bemühten sich „Reichslandschaftsanwälte“ wie der spätere BN-Vorsitzende Alwin Seifert um eine der Landschaft angepasste Linienführung, Brücken aus Naturstein der Region und regionaltypische Bepflanzung.

Der von 1923 bis 1968 in der Kreisgruppe Bayreuth amtierende Vorsitzende Karl Kronberger schaffte es, dass zahlreiche Gipfel des Fichtelgebirges wie die Platte, der Nußhardt, der Schneeberggipfel, der Haberstein, die Luisenburg, die Kösseine, der Waldstein, und viele Kleinode mehr alsNaturschutzgebiete ausgewiesen wurden. …

… und wir schaffen entlang Oberfrankens das Nationale Naturerbe, das Grüne Band Deutschland und das Grüne Band Europa als weltgrößten Biotopverbund.“

Durch das Engagement des BUND Naturschutz wurden auch viele Heimatlandschaften in Oberfranken vor geplanten Zerstörungsprojekten gerettet und die Ausweisung von Naturschutzgebieten vorangebracht …

… im Rahmen eines ABSP-Projekts „Egertal“ konnte die BN-Kreisgruppe Wunsiedel ökologisch wertvolle Teichflächen und Feuchtgebiete im Egertal bei Marktleuthen und Fischern sichern und entwickeln. Es handelt sich um Kristallisationspunkte des Natur- und Artenschutzes im Fichtelgebirge. Die Kreisgruppe Wunsiedel betreut mit ihren Biotop-Aktivisten 50 Biotope – ein ökologisches Netzwerk mit vielen vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten wie Braunkehlchen, Fischotter und Grüner Keiljungfer.

„Leider sind wir noch lange nicht in einer nachhaltig umweltgerechten Gesellschaft angekommen. Noch immer treiben wir unglaublichen Raubbau an Natur und Landschaft, versiegeln Böden als hätten wir noch eine zweite Welt irgendwo, belasten fruchtbaren Boden und Grundwasser mit Agrochemikalien und sorgen für ein Artensterben in ungeheurer Geschwindigkeit. ‚Gut leben statt viel haben’ ist unser Gegenmodell, für das wir auch künftig kämpfen werden“, so Hubert Weiger.

 

100 Jahre BUND Naturschutz

– 100 Jahre angewandter Optimismus

Als am 26. Juni 1913 der BUND Naturschutz gegründet wurde, um die Arbeit des Naturschutzes „auf eine breitere Grundlage“ zu stellen, hatte er bereits seinen ersten Erfolg zum Schutz der Natur so gut wie erreicht: Denn man hatte seine „Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern“ überreden können, das „Protektorat“, heute würde man sagen die Schirmherrschaft zu übernehmen. Und damit war das erste BN-Projekt bereits auf gutem Wege: der Schutz der beeindruckenden Falkensteiner Wand am Königssee bei Berchtesgaden. Damals sollte analog zu den Präsidentenköpfen am Mount Rushmore in den USA ein gigantischer assyrischer Löwe in die Wand gemeißelt werden. Unsere Naturschutzahnen wandten sich zum Schutz der Alpenwelt dagegen – und waren erfolgreich. Das Gebiet wurde 1921 als „Naturschutzgebiet Königssee“ unter Schutz gestellt. In den 1970er-Jahren entstand hier der Nationalpark Berchtesgaden.

… Heute versteht sich der BUND Naturschutz als unabhängiger, spontaner und kreativer „Anwalt der Natur“, als Verfechter einer nachhaltig umweltgerechten Entwicklung. Flächendeckend organisiert kann der BN die Politik bis in die Gemeinderäte hinein kritisch begleiten, denn auch globale Umweltprobleme lassen sich oft nur lokal lösen. „Global denken – lokal handeln“ ist zu einem Leitgedanken der BN-Arbeit geworden.

Seine Ziele vertritt der BN mit seinen Kreis- und Ortsgruppen und rund 195.000 Mitgliedern und Förderern zu Recht sehr selbstbewusst, auf dem Boden des Artikels 141 der Bayerischen Verfassung stehend und mit hoher Glaubwürdigkeit, weil er sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Selbst bei Naturschutz-Förderprojekten bringt der BN einen erheblichen Eigenanteil ein.

Man kann davon ausgehen, dass praktisch um jedes Kleinod, jedes besonders schöne Natureckchen, jede herausragende Landschaft in Bayern in den vergangenen hundert Jahren mindestens einmal gekämpft werden musste. So wurde ein Tourismusmagnet wie der Donaudurchbruch bei Kelheim vor einer Staustufe gerettet und große Wälder wie der Nürnberger Reichswald oder der Bayerische Wald über Jahrzehnte hin verteidigt.

Ob „Energiewende“, „Ökologisch Bauen“, „Verkehrswende“, „Gentechnikfreiheit“, „Biber“ oder „Nationalpark Steigerwald“: kaum ein Thema, bei dem der BN nicht aktiv war und ist. Meist gemeinsam mit befreundeten Verbänden und Bürgerinitiativen, ohne die es oft nicht zum Erfolg gereicht hätte.

Der Waldstein – traditioneller Ort der Kundgebungen gegen die Fichtelgebirgsautobahn

Mit dem Fest am Waldstein knüpft der BN bewusst an die Kundgebungen gegen die Fichtelgebirgsautobahn an, die hier immer am 1. Mai stattfanden´.

Sie trugen dazu bei, den großen Widerstand aus Oberfranken gegen eine 40 Kilometer lange Autobahn durch das Fichtelgebirge und unter dem Waldstein hindurch zu verhindern. Einer der großen Erfolge der Verbandsgeschichte, der nur durch die intensive Arbeit der BUND Naturschutz Kreisgruppen Wunsiedel, Hof und Bayreuth gemeinsam mit dem Landeverband und der engen Kooperation mit den Bürgerinitiativen und der Lokalpolitik vor Ort möglich wurde. Allerdings gibt es nach wie vor Bestrebungen des Innenministeriums und der lokalen Wirtschaft, die Autobahn durch die Hintertür, den vierspurigen Ausbau der B 303 doch noch durchzusetzen. Dagegen wird sich der BN auch weiterhin einsetzen.