Zur Startseite

Fauna+Flora des Fichtelgebirges

Gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds
aus Mitteln der Glücksspirale

Glücksspiralenprojekt Nr. 188/10

Regionaler Biotopverbund im Landkreis Wunsiedel unter besonderer Brücksichtigung der Biotope des Bundes Naturschutz

Im Rahmen eines so genannten GlücksSpiralenprojekts hat der Bund Naturschutz im Landkreis Wunsiedel eine umfassende Dokumentation seiner 50 betreuten Biotope erstellt. Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt die Integration und Vernetzung der erfassten Biotope mit bestehenden Schutzgebieten in einem regionalen Biotopverbund. Es werden zahlreiche Ziele und Maßnahmen zur Sicherung der Biodiversität im Naturpark Fichtelgebirge aufgezeigt.

GlücksSpiralenprojekt

Das Projekt mit dem Titel „Regionaler Biotopverbund unter besonderer Berücksichtigung der Biotope des Bundes Naturschutz“ ist ein so genanntes GlücksSpiralenprojekt. Aus Gewinnen der Glücksspirale fördert der Bayerische Naturschutzfonds Naturschutzkleinprojekte wie dieses mit 85 Prozent. „Für diese tolle Projektförderung sind wir natürlich sehr dankbar“, freuen sich BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner und seine Stellvertreterin Inge Heinrich.

Mit der Durchführung des wissenschaftlichen Projektes wurde der
BN-Kreisgeschäftsführer und Naturschutzexperte Karl Paulus betraut, der in den Biotopen des Fichtelgebirges quasi zu Hause ist. Der Dipl.Ing. für Landespflege hat in den vergangenen Monaten rund 800 Stunden in das Projekt investiert und eine umfassende Dokumentation vorgelegt. Herzlicher Dank für die Mithilfe gilt Friedl Häcker (Schreibarbeiten) und Günther Heinrich (digitale Bearbeitung).

Erfassung der 50 Biotope

Gegenstand der Untersuchung waren die 50 Ankaufs-, Pacht- und Pflegeflächen der BN-Kreisgruppe mit insgesamt 56 Hektar Fläche. Es handelt sich um 33 Ankaufsflächen, 11 langjährige Pachtflächen und sechs „sonstige Pflegeflächen“, die der BN in seiner Obhut hat oder über viele Jahre betreut hat.
Die Basis der Arbeit bildet die vegetationskundliche Erfassung der Biotope anhand der Pflanzengesellschaften. Es wurden 30 verschiedene Vegetationseinheiten differenziert. Darüber hinaus wurden im Frühjahr und Sommer die Tierartengruppen Amphibien, Vögel, Tagfalter und Libellen kartiert. Zugleich wurde eine Fotodokumentation erstellt. Alle 50 Biotope wurden, je nach Wertigkeit, zwei bis vier Mal aufgesucht.

Die Ergebnisse der Kartierung werden in Form von 50 Datenblättern dokumentiert. Für jedes Biotop sind alle relevanten Daten in kompakter Form dargestellt, u.a. eine exakte Charakterisierung, die Tier- und Pflanzenarten, ein Foto, eine fachliche Bewertung, Flurnummer, Größe, Koordinaten und Biotopnummer.

Naturschutzfachliche Bewertung

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die naturschutzfachliche Bewertung der Biotope. Als Parameter wurden die so genannten landkreisbedeutsamen Arten des Arten- und Biotopschutzprogramms Bayern (ABSP) und die Arten der Roten Liste Bayern herangezogen. Landkreisbedeutsame Arten sind regional oder landesweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten, für deren Erhalt unser Landkreis eine besondere Verantwortung hat.

Die Biotope des BN beherbergen eine Vielzahl an schutzwürdigen Lebensräumen für charakteristische und seltene Tier- und Pflanzenarten:

In den 50 Biotopen wurden nachgewiesen:

  • 73 landkreisbedeutsame Gefäßpflanzen, davon 44 RL-Arten
    z.B. Katzenpfötchen, Rundblättriger Sonnentau, Sumpfcalla, Fettkraut,
    Geflecktes Knabenkraut, Buschnelke, Glänzende Seerose und Fieberklee.
  • 35 landkreisbedeutsame Vogelarten (21 RL-Arten), das sind zwei Drittel der landkreisbedeutsamen Vögel, z. B. Braunkehlchen, Eisvogel, Schwarzstorch, Schlagschwirl, Bekassine, Wasserralle, Wachtelkönig, Waldwasserläufer und Heidelerche.
  • 17 landkreisbedeutsame Tagfalterarten (7 RL-Arten)
    z. B. Hochmoor-Perlmuttfalter, Violetter Feuerfalter, Schwalbenschwanz,
           Mädesüß-Perlmuttfalter und Magerasen-Perlmuttfalter.
  • 20 landkreisbedeutsame Libellenarten (15 RL-Arten), das sind zwei Drittel der landkreisbedeutsamen Libellen

z. B. Grüne Keiljungfer, Kleine Moosjungfer, Große Moosjungfer, Gefleckte Heidelibelle, Zweigestreifte Quelljungfer, Südlicher und
Kleiner Blaupfeil.

Besonders interessant sind zwei neue Nachweise von Libellen: Die Südliche Mosaikjungfer in einem Tümpel bei Selb (ein Indiz für den Klimawandel) und die Mondazurjungfer (RL 1) in einem Teich bei Vordorf. Sehr erfreulich ist nach langer Zeit wieder ein Nachweis der vom Aussterben bedrohten Heidelerche, ganz im Südosten des Landkreises.
Bemerkenswert ist natürlich auch der Nachweis des vom Aussterben
bedrohten Fischotters in zwei Biotopen des BN.

Fazit: Mit der Sicherung, Pflege und Gestaltung der 50 erfassten Biotope leistet der BN einen beachtlichen Beitrag zur Bewahrung der Biodiversität im Naturpark Fichtelgebirge. Die BN-Biotope sind eine Arche Noah der Natur.

Zum Großteil handelt es sich um schutzwürdige und besonders schutzwürdige Lebensräume, die sich in Schwerpunktgebieten des Naturschutzes im Fichtelgebirge befinden.

Besonders schutzwürdige Biotope sind die Reliktstandorte basenreicher Moorwiesen (z. B. Oberweißenbach, Hammerbachtal), bodensaure Moorwiesen und Waldmoore (z. B. Großwendern, Weißenstadt), Magerwiesen und Magerrasen (z. B. Basaltknock Thierstein), Wiesenbrütergebiete (in Weißenstadt, Thierstein, Kirchenlamitz), ökologisch wertvolle Teichgebiete (bei Röslau, Vordorf, Schwarzenhammer) und die Feuchtgebiete im Grünen Band des bayerisch-böhmischen Grenzstreifens bei Hohenberg und Fischern.

Regionaler Biotopverbund

Doch das allein kann nicht genügen. Von entscheidender naturschutzfachlicher Bedeutung ist die weitere Vernetzung der BN-Biotope mit bestehenden Schutzgebieten und die Weiterentwicklung eines regionalen Biotopverbundes.

Vorrangiges Ziel ist die Erhaltung der Biodiversität im Naturpark Fichtelgebirge.

Im zweiten Teil der Arbeit werden eine Vielzahl von Zielen und Maßnahmen aufgezeigt, wie die erfassten Biotope mit bestehenden Naturschutzgebieten, FFH-Gebieten, Geschützten Landschaftsbestandteilen und flächenhaften Naturdenkmälern vernetzt werden können.

Am Schluss erfolgt die Integration der 50 Biotope in das Ökoflächenkataster des Bayerischen Landesamtes für Umwelt.

Das GlücksSpiralenprojekt passt hervorragend in das internationale Jahr der Biodiversität.  Biodiversität bedeutet biologische Vielfalt. Für unsere Kreisgruppe stellt die Bewahrung der Biodiversität eine Daueraufgabe dar.