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Waldershof - Bürgerprotest gegen die geplante Stromtrasse

Die Rede von BN-Kreisgeschäftsführer Wunsiedel, Karl Paulus beim Rock-Event der BI Steinwald

"High Voltage Rock´n´Roll gegen die Stromautobahn" mit AC/DX u.a. Bands am 29. Juni in Waldershof.

Ich spreche für das Aktionsbündnis Fichtelgebirge und den Bund Naturschutz. Ich will heute kurz darüber reden, wie ich mich als betroffener Bürger fühle bei diesem Projekt, als Demokrat und deutscher Staatsbürger, der auch schon gern mal gegen den Strom schwimmt. Und was ich für unsere Bürgerpflicht halte.

29.06.2014

Liebe Festivalbesucher, liebe Rockfans,

zuallererst will ich Solidarität bekunden, Solidarität des Bund Naturschutz - mit der BI Steinwald und allen Initiativen, die sich gegen diese fragwürdige Stromautobahn wehren. Solidarität des Fichtelgebirges mit dem Steinwald.
Wir halten fest zusammen. Fichtelgebirge und Steinwald, Hand in Hand.

Was mich zutiefst empört, bei dieser Gleichstrompassage Süd-Ost, ist die Tatsache, dass wir so gut wie gar nicht informiert werden. Das muss man sich einmal vor Augen führen: Da soll ein zerstörerisches Großprojekt durch unsere Heimat Fichtelgebirge und Steinwald gebaut werden und wir werden als Bürgerinnen und Bürger nicht offen und ehrlich informiert. Zwar gab es in Kulmbach eine windige Infoveranstaltung. Doch das ist viel zu wenig! Warum kommt denn Amprion, so heißt der Netzwerkbetreiber – übrigens eine Tochter von RWE -  nicht hierher in unsere Region, um Rede und Antwort zu stehen?
Das Projekt soll eine Milliarde Euro kosten. Wäre es da nicht angesagt, eine Informationsoffensive zu starten? Und die betroffenen Menschen entlang der Trasse vernünftig aufzuklären?

Doch was passiert? Es passiert nichts! So ist die zentrale Frage unbeantwortet, ob diese Gleichstromtrasse überhaupt notwendig ist. In Kulmbach hat Amprion gelogen: Windstrom aus dem Norden soll angeblich in den Süden transportiert werden. Doch wo beginnt denn die Trasse? Sie beginnt bei Halle in Sachsen-Anhalt, nahe eines großen Braunkohlereviers. Es geht also um Kohlestrom!

Dann heißt es, die Trasse ist notwendig, sonst wird die Energiewende scheitern. Doch ist es nicht gerade umgekehrt? Durch die Stromtrasse werden zentralistische Energiestrukturen gefestigt und die Energiewende wird dadurch ausgebremst? Die Energiewende muss doch dezentral ablaufen, mit einem Mix aus Sonne, Wind, Biomasse etc. Und sie muss den Energiedreisprung beinhalten: Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Einspaarung von Energie.

Doch der allergrößte Hammer, worüber wir nicht informiert werden, das ist der Bogen der sogenannten Vorzugstrasse durch unsere Heimat, der ominöse Schwenk durch unsere Naturparke Fichtelgebirge und Steinwald auf 60 Kilometer Länge. Auf diese für uns zentrale Frage gibt es bis dato keine schlüssige Antwort. Amprion begründet den Schwenk  mit dem geringeren Raumwiderstand.  Doch gerade wenn man den Raumwiderstand ins Feld führt, dann dürfte es eine Trasse mitten durch unsere Naturparke doch überhaupt nicht geben.

Ich habe das beklemmende Gefühl, dass wir belogen werden. Dass es bereits strategische Pläne gibt, das tschechische Stromnetz über eine Verbindung nach Vytkov anzudocken. Offenbar gibt es auch Pläne, diese Stromautobahn nach Norden bis zur Ostsee zu verlängern, um das russische Atomkraftwerk Kaliningrad anzuschließen.

Aber was ist denn nun wirklich wahr? Wir wissen es nicht - weil wir nicht informiert werden, weder von Amprion noch von unseren Abgeordneten, die im letzten Sommer dieses Gesetz abgenickt haben. Als betroffener Bürger fühle ich mich ohnmächtig, belogen, ja verarscht. Das ist eine Informationspolitik wie in einem totalitären Staat! Das können wir uns doch nicht bieten lassen, als Bürgerinnen und Bürger eines freien, demokratischen Landes. Wir müssen aufbegehren. Wir müssen aufstehen gegen diese Stromautobahn, gegen fragwürdige naturzerstörerische Projekte, gegen die Verletzung elementarer Bürgerrechte. Wir haben ein Recht auf Information.

Nun, das ist keine Revolution, das ist unsere Bürgerpflicht in einem demokratischen Rechtsstaat. Wir sind mündige Bürger und keine Konsumdeppen, die den Lügen der Lobbyisten von Großkonzernen Glauben schenken. Die von Arbeitsplätzen und Gemeinwohl reden und sich ungeniert die Taschen vollstopfen -  die staatlich garantierte Rendite bei der Stromautobahn beträgt 9,05 Prozent. Wir sind keine Wutbürger, wir sind Mutbürger, die etwas ändern wollen.

Nur durch offene und kritische Diskussion funktioniert eine lebendige Demokratie, eine moderne Bürgergesellschaft. Ich habe in meiner 30jährigen Tätigkeit für den Bund Naturschutz schon viele Kämpfe für unsere Natur, Umwelt und Heimat erlebt. Und viele Kämpfe wurden gewonnen, weil sich Bürgerinnen und Bürger vor ihre Heimat gestellt haben, mit Leidenschaft und Emotion, gegen die kalte Rationalität von Technokraten, gegen Geldsucht und Größenwahn.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auch diesmal siegen werden, dass wir die Monstertrasse durch unsere Heimat verhindern können.
Oder soll es ein zweites Wackersdorf geben?