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Muscheln zum Staunen - Aufzuchtstation Huschermühle

Die Flussperlmuschel-Aufzuchtstation der BN-Kreisgruppe Hof ist europaweit eine der wenigen. Mit sehr viel Engagement wird gegen das Aussterben der Flussperlmuschel gekämpft. Sie ist ein Relikt aus prähistorischen Zeiten und heute ein Indikator für die Qualität des Lebensraumes „Bach“. Für Menschen ist die winzige Größe einer einzelnen Muschel im Embryostadium kaum vorstellbar. Millionen passen in den unteren Teil eines Reagenzglases. Neugierig geworden? Dann lesen sie weiter.

04.03.2023

Muscheln zum Staunen

Die Flussperlmuschel ist in unserer Region mittlerweile vielen Menschen ein Begriff. Doch warum erfährt sie in der Huschermühle Unterstützung und was macht sie so besonders? Diesen Fragen ist die Kreisgruppe Wunsiedel des Bund Naturschutz im Nachbarlandkreis nachgegangen.

Flussperlmuschel, sehr alt, aber in Deutschland extrem gefährdet

„Biologisch gesehen ist die Flussperlmuschel schon sehr alt“ so Wolfgang Degelmann, Kreisgeschäftsführer in Hof. „Sie haben Dinosaurier kommen und gehen gesehen und gehen jetzt wohl an den Zweibeinern zugrunde“. Denn der Flussperlmuschel geht es in Deutschland leider gar nicht gut. Vor 200 Jahren konnte man sie in mehreren Stockwerken in unseren Flüssen finden, jetzt muss man froh sein, wenn man sie überhaupt findet.

Ursache ist der erhöhte Feinsedimenteintrag in unseren Bächen

Doch woran liegt das? Die Experten in der Muschelaufzuchtstation haben einige Theorien. „Zuerst dachte man es läge an der Wasserqualität, doch die Probleme bestehen auch nach Verbesserung noch. Die schlechte Situation der Muschel ist vermutlich auf den erhöhten Feinsedimenteintrag in unseren Bächen zurückzuführen. Das macht vor allem den Jungmuscheln zu schaffen und hat mit ihrem spannenden Lebenszyklus zu tun. Die Flussperlmuschel lebt, konträr zu ihrem harmlosen Aussehen in den ersten Lebensmonaten als Parasit der Bachforelle. Die Kiemen der Forellen werden von den sogenannten Glochidien befallen – auch in der Aufzuchtstation. Dort werden lebende Forellen, als Wirtsfische gehalten.“ Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer und Projektleiter, erläuterte, dass für jeden der sieben Bäche ein eigenes Becken vorgehalten wird.

Der Weg der Flussperlmuschel zur „Eigenständigkeit“

In der freien Wildbahn lässt sich die Jungmuschel, zu diesem Zeitpunkt ca. 0,1mm groß, von ihrem „Forellentaxi“ möglichst weit im Oberlauf des Baches fallen und gräbt sich einige Zentimeter tief in das Sediment. Ein wenige Zentimeter langer „Greifarm/-bein?“ hilft dabei. Wenn an diesen Stellen jedoch zu viel Feinmaterial angeschwemmt war, überleben die Muscheln das dichte Sediment nicht und ersticken. „Der erhöhte Feinmaterialanteil wird vor allem von der Landnutzung in der Gegend um den Bach beeinflusst. Viel Bodenerosion bedeutet auch viel Abschwemmung. Wir hoffen in Zukunft in diesen Bereichen eine für die Muscheln verträglichere Landnutzung finden zu können.“ so Wolfgang Degelmann.

Die wenigen Bestände sind überaltert, d.h. über 50 Jahre alt
Verjüngung tut not und das geschieht in der Aufzuchtstation

Die Flussperlmuscheln, die heute in unseren Bächen zu finden sind haben alle ein Alter von ca. 50 Jahren und älter – jüngere Muscheln gibt es kaum. Das gefährdet den Genpool und das Überleben der Art in unserer Heimat. Hier greift die Muschelaufzuchtstation an: Neue, jüngere Generationen werden herangezogen und anschließend wieder ausgesetzt. Das Projekt läuft 10 Jahre lang bei einer Jahresproduktion von 10.000 Jungmuscheln und ist bis 2027 gesichert. Bis dahin hoffen die Mitarbeitenden genug für die Sicherung und Erneuerung des Genpools getan zu haben und dass die Jungmuscheln ein Bachbett vorfinden, in dem sie überleben können.

Interaktive Ausstellung im Obergeschoß der Huschermühle

Sehr interessante Informationen über das Leben der Flussperlmuschel, die Bemühungen der BN-Kreisgruppe Hof und die Rundumbetreuung durch zwei Mitarbeiter vermitteltn die neu eröffnete interaktiven Ausstellung über die Flussperlmuschel und den goldenen Scheckenfalter, der in der Region am Grünen Band zu finden ist.