"Herzstücke des Naturschutzes" im Fichtelgebirge
Spannende Vorgeschichte der Artenschutz-Großprojekte im Fichtelgebirge
Alles begann mit einem überraschenden Erbe aus dem Selber Ortsteil Oberweißenbach. Die BN-Kreisgruppe mit Fred Terporten-Löhner an der Spitze beschloss, einen Teil des Erbes für den Naturschutz einzusetzen. Karl Paulus, der langjährige Geschäftsführer des BN und Naturschutzexperte ließ sich nicht zweimal bitten. Er übernahm vor gut einem Jahr den Sonderauftrag, neue Naturschutzprojekte zu entwickeln und mit Hilfe staatlicher Förderung das Erbe quasi zu veredeln. Denn für qualifizierte Naturschutzprojekte ist ein hoher staatlicher Zuschuss von 85 bis 90 % möglich.
Seitdem hat der „Rentner im Unruhestand“ 750 Arbeitsstunden in das Projekt investiert. Ehrenamtlich, versteht sich. „Ich spürte eine große Verantwortung und wollte noch einmal Gutes tun für unsere Fichtelgebirgsnatur. So bin ich wieder rückfällig geworden.“
Am Anfang stand eine intensive Recherche. Paulus hat 25 potentielle Projektgebiete im ganzen Landkreis untersucht und Grundstücksverhandlungen geführt. Als sich konkrete Projekte abzeichneten, folgte der zweite, nicht weniger arbeitsintensive Schritt: Planung, Antragstellung auf Förderung, Abstimmung mit Fachbehörden und dem Landesverband des BN. Dabei musste ein wahrer „Bürokratie-Berg“ überwunden werden. Paulus fragte sich oft: „Cui bono? Wem nützt der ganze bürokratische Unsinn?“
Seit zwei Monaten läuft nun endlich die ersehnte Umsetzung der Projekte. „Das Ganze ist ein echter Kraftakt, aber es macht viel Freude. Und wenn sich dann die erwarteten Arten einstellen, dann ist es das große Glück eines Naturschützers“.
Der Projektleiter gerät ins Schwärmen: „Es entstehen großartige Projekte, Herzstücke und Kristallisationspunkte des Natur- und Artenschutzes im Fichtelgebirge“. Eine umfassende Beschreibung all dieser Projekte und Arten würde ein ganzes Buch füllen.
Biotopgestaltungsmarathon der BN-Kreisgruppe Wunsiedel
Der Bund Naturschutz führt in diesem Herbst sechs größere Biotopgestaltungen mit dem Bagger in Thierstein, Weißenstadt, Marktredwitz, Höchstädt und Selb durch. Karl Paulus, der hier als Bauleiter agiert, befindet sich seit Mitte September in einem wahren „Biotopgestaltungs-Marathon“. Jede Maßnahme sei anders gelagert, „ein echt herausforderndes Projekt.“ Hierbei geht es um die Optimierung von Biotopen für gefährdete Arten sowie die Vernässung und Wasserrückhaltung in ökologisch wertvollen Gebieten. „Denn in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Trockenheit werden selbst Moore und Feuchtflächen immer trockener“, hat der BN festgestellt. Wasserrückhaltung, Gestaltung von Flutmulden und Tümpeln und Renaturierung sei das dringende Gebot unserer Zeit. „Wir müssen weg vom Käseglockennaturschutz“. Durch die sechs Gestaltungsmaßnahmen würden Dutzende von seltenen Tier- und Pflanzenarten gefördert, angefangen von den Amphibien, Libellen, Fischen, Kleinsäugern bis hin zu Wasser- und Sumpfvögeln.
Verlandungszonen und Tümpel
Nur noch eine Biotopgestaltung steht auf der Agenda des BN:
Die Wiederherstellung von Verlandungszonen sowie Tümpeln für den Moorfrosch amNordufer des Breiten Teiches. Wir müssen die Förderauflagen der Naturschutzbehörde erfüllen. Im Rahmen des Projekts wurden mehrere Biotopteiche gesichert und im Sinne des Artenschutzes optimiert sowie sage und schreibe 35 neue Tümpel gestaltet. Da kann sich neues Leben entwickeln.
Großer Dank an alle Beteiligten der Artenschutzprojekte
Der Bund Naturschutz bedankt sich bei der Regierung von Oberfranken und dem Bayerischen Naturschutzfonds für die hohe Förderung der „eminent wichtigen“ Naturschutzmaßnahmen.
Der BN bedankt sich ebenso bei den Mitarbeitern der Fachstellen (Martina Gorny, Lisa Reiprich, Stefan Schürmann, Gudrun Frohmader- Heubeck, Michael Scholz, Dr. Manfred Scheidler) für die sehr gute Zusammenarbeit.