Exkursion Breiter Teich
Artenvielfalt durch massive Baggerarbeiten
Trotz starker Veränderungen durch Baggerarbeiten, besonders am Nordufer, bleiben Badestellen und Spazierwege weitgehend für die Besucher frei zugänglich. Ein früher viel genutzter Badeplatz am Nordufer ist über einen anderen Zugang weiterhin zu erreichen.
Die Veränderungen empfinden viele Besucher als "unvollendete Baustelle", doch holt sich die Natur das Gelände bereits jetzt wieder von selbst zurück. Laichplätze für Amphibien und Steilwände für besondere Vogelarten sind entstanden, ebenso Flachwasserzonen, in denen sich bereits nach kurzer Zeit vielfältiges Leben entwickelt hat.
Der Umbau erfolgte im Sinne des Naturschutzes.
Wie und warum, das erläuterte Johanna Machala, Geschäftsstellenleiterin der BN-KG-Wunsiedel. „Hier sind Tümpel neu entstanden, steile Ufer wurden in Flachwasserzonen umfunktioniert, der im Lauf der Jahre stark mit Bäumen gewachsene ehemalige "Badestrand" wurde aufgelichtet", erklärte Johanna Machala. "Diese Maßnahmen sind wichtig" und ein bisschen provokant fügte sie hinzu: „Wenn es ausschaut wie S.., haben es die Naturschützer gerne. Diese "Baustelle" schafft wertvolle Lebensräume".
Gegenüber, am Südufer, war Karl Paulus, der Vater des Umbaues am Breiten Teich, ebenfalls aktiv. Durch den niedrigen Wasserstand der vergangenen Jahre und dem defekten Mönch (die Selber sagen Dogge) war dort ein starker Bewuchs durch (noch) niedriges Gehölz entstand. Durch die Zurücknahme und die Wiedervernässung wurde die Verlandung des Breiten Teiches gestoppt.
Ein Schatz der Natur
Der BN hat den alten, defekten Mönch verschlossen und reguliert nun den Wasserstand durch ein schräg durch den Damm laufendes Abwasserrohr. "Nun haben wir eine langlebige Lösung und wir haben schon jetzt hier einen wahren Schatz der Natur.“ 39 gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben an diesem Biotop im Häusellohwald ihre Heimat gefunden, etwa der Moorfrosch, der fleischfressende Sonenntau, der sechsmännninge Tännel. Auch für die Schellente wurden Brutkästen aufgehängt. „Sehr originelle Tiere, deren Junge sich beim Verlassen, der hochhängenden Brutkästen einfach nach unten fallen lassen“, wie Johanna Machala erläuterte.
Weitere seltene Arten sind der Hochmoor-Perlmuttfalter, der auf die Moosbeere als Nahrung angewiesen ist. „Diese Tiere fressen nichts anderes – so hängen die Arten voneinander ab. Auch Libellen, wie die große Moosjungfer, fühlen sich hier wohl. Das äußerst seltene Froschkraut wächst an einem kleinen, neu geschaffenen Weiher hinter dem Damm“, erklärte Martina Gorny, die BN-Pflanzenspezialistin. „Das hatte es in Bayern bisher nur in Bad Alexandersbad gegeben. Jetzt wächst es auch wieder hier – nach etwa 40 Jahren Abwesenheit.“
Extrem niedriger ph-Wert fördert spezielle Tier- und Pflanzenarten
Was alle diese Arten brauchen, ist ein ziemlich saures Wasser. Machala belegte das mit einer Messung des ph-Wertes im Wasser. Der Breite Teich bezieht sein Wasser ausschließlich aus dem Moorgebiet am östlichen Ende. Ein einstmals bestehender Zulauf von Frischwasser wurde schon vor Jahrzehnten zum unterhalb liegenden Oberen Markgrafenteich umgeleitet. Durch den dadurch entstanden sehr geringen Fischbestand können sich seltene Wasserpflanzen entwickeln, wie z.B. Wollgras und diverse Torfmoose. Ein ganz spezieller Vertreter dieser Moose ist, so Martina Gorny, das ballische Torfmoos, das mit einem ganz seltenen Pilz besetzt ist, dem pfifferlingähnlichen Pfaffling.“ Wohl fühlen sich hier auch die geränderte Jagdspinne, das große Granatauge, der Gänsesäger oder das Sumpfblutauge.
Zugang für Jedermann, harmonisches Miteinander von Tier und Mensch
Der BN spricht keinerlei Verbote aus, sondern plädiert für ein harmonisches Miteinander von Tier und Mensch. Standup-Paddler finden z.B. am nahe gelegenen Waldbad "Langer Teich" ihr Revier und wenn Hundebesitzer ihre Lieblinge nur im Uferbereich ins Wasser lassen, ist schon viel erreicht.
Die Geschichte des Breiten Teiches
Der Breite Teich ist im 15. Jahrhunderte entstanden und gehörte den Markgrafen von Bayreuth, sowie später dem Selber Adelsgeschlecht der Forster. Im Jahr 1624 wurde er an die Städte Selb und zwischenzeitlich auch einmal Eger verpachtet, er „wanderte“ dann weiter an verschiedene Besitzer und kam durch die Flurbereinigung im Jahr 1848 in das Eigentum von 30 Bürgern. Diese züchteten hier Karpfen und Hechte. Zu diesem Zeitpunkt musste der Frischwasserzulauf noch existiert haben, da speziell Karpfen kein "saueres" Wasser vertragen. Im Jahr 1499 wird der „Preutte Teich“ erstmals erwähnt, für die Selber ist es auch heute noch "der Breute". Er war damals zehn und ist heute 14 Hektar groß. 1794 ist er als „Breither Teich“ dokumentiert. Im Jahr 2021 erwarb ihn der Bund Naturschutz nach relativ langfristigen und schwierigen Verhandlungen unter Federführung des früheren Kreisgeschäftsführers Karl Paulus.