Es reicht! BN besorgt um Lebensqualität im Fichtelgebirge
Die Landschaft im Fichtelgebirge
ist gekennzeichnet durch eine hohe Dichte an naturschutzrelevanten Flächen. Dabei spielen Wälder, Flüsse und Offenlandbereiche eine maßgebliche Rolle. Eger und Röslau fungieren als natürliche, ökologische Achsen, die eine Vielzahl an Arten ermöglichen und zur Vernetzung der Biotope beitragen.
Zahlreiche Waldgebiete der Hochlagen aber auch innerhalb der Selb-Wunsiedler-Bucht, bereichern das Hohe Angebot an Lebensräumen für eine Vielzahl seltener und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten.
Eine Landschaftsraum wie das Fichtelgebirge, zu dem nicht nur die Hochlagen vom Ochsenkopf, Schneeberg zu zählen sind, ist nicht unbegrenzt belastbar.
Windparks, Solarfelder, Stromleitungen, Straßenbauprojekte, Gewerbegebiete, Bauprojekte
aber auch touristische Erschließungen wie Fahrradwege und Moutainbike-Strecken sind nicht unbegrenzt in eine Landschaft integrierbar.
Der Bund Naturschutz kritisiert, dass unter dem Deckmantel wirtschaftlicher Entwicklung, der empfindliche Naturraum des Naturparks und Landschaftschutzgebietes Fichtelgebirge zunehmend kommerzialisiert wird.
Beispiel Windparks
Allein in den letzten zwei Jahren sind mindestens sechs Windparkprojekte realisiert worden. Die innere Hochfläche des Fichtelgebirges hat somit, verglichen mit anderen Landkreisen, eine überdurchschnittliche Ausnutzung mit Windrädern. Es ist leider deutlich erkennbar, dass in einigen Fällen das wirtschaftliche Interesse weit über die naturschutzfachlichen Belange gestellt wurde. So wurde z.B. ein Einzelwindrad bei Wildenreuth gebaut, obwohl es ursprünglich hieß, Einzelanlagen würden nicht genehmigt. Bei Röslau wird ein Windpark gebaut, obwohl dieser nachweislich im Aktionsbereich gefärdeter Greifvogelarten wie Seeadler. Fischadler und Rotmilan liegt. Hier hätte das Landratsamt durchaus die Möglichkeit gehabt, eine Änderung der Planungen herbeizuführen. Windräder werden auch an anderen, ökologisch empfindlichen Stellen gebaut, wie im Süden von Thierstein. Nur sehr spärlich oder gar nicht dringen Informationen über naturschutzfachliche Untersuchungen an die Öffentlichkeit oder an Verbände, die sich damit beschäftigen. Widerstand soll damit verhindert werden. Bürgernähe sieht anders aus.
Der Bund Naturschutz hat viele neue Standorte mitgetragen und bekennt sich auch zur Energiewende, bei der Windräder einen entscheidenden Beitrag leisten. Die maximale Dichte an Windradstandorten ist unserer Meinung nach erreicht.
Der BN wendet sich vehement gegen weitere Windkraftwerke im Fichtelgebirge, so auch bei Raumetengrün.
Beispiel Verkehrsprojekte
Der Beschluss unseres Bundesverkehrsministers, die bestehende B 303 bei Schirnding autobahnmäßig auszubauen, ist nicht nur landschaftsökologisch, sondern auch volkswirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Das aktuelle Verkehrsaufkommen rechtfertigt diese Maßnahme nicht. Der erwartete wirtschaftliche Aufschwung für Schirnding wird sehr wahrscheinlich eine Wunschvorstellung bleiben. Die 11 Millionen Euro könnten an anderer Stelle wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Ein klarer Fall für das Schwarzbuch des Bundes deutscher Steuerzahler. Politische Willkür steht hier klar vor wirtschaftlichem Nutzen.
Beispiel HGÜ-Trasse, Ostbayernring
Obwohl von bayerischen Ministerpräsidenten vollmundig verkündet, sind aus der 2 minus x-Variante, 2 mal x geworden. Durch die östliche Trassenverlagerung nach Landshut, rückt das Fichtelgebirge in den Fokus und aufgrund des bestehenden Ostbayernrings scheint es wahrscheinlich, dass die Verlegung der Erdkabel parallel dazu erfolgt. In Form einer unserer Meinung nach showmäßig aufbereiteten Pseudobürgerbeteiligung, werden nicht eindeutig transparente und nachvollziehbare Entscheidungen getroffen, die diese völlig überdimensionierte Stromtrasse vorantreiben sollen. Eine Doppelbelastung für das Fichtelgebirge, denn die Masten für den ertüchtigten Ostbayernring werden höher und die Erdverkabelung zieht Nutzungseinschränkungen für die Landwirtschaft nach sich. Tennet verspricht seinen Anlegern Renditen von mehr als 5%. Da verwundert es nicht, dass der Druck der Lobbyisten auf die Politik enorm ist. Es bleibt allerdings die Frage, wie es die deutsche Umweltpolitik schaffen will, die Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken, wenn damit Kohlekraftwerke auf Dauer subventioniert werden. Strom aus Kohlekraftwerken wird einen maßgeblichen Anteil am Durchfluss nach Süddeutschland haben. Die Kosten werden risikolos auf den Stromkunden verteilt. Unseriös werden Zeitverzögerungen angemahnt, die zu höheren Kosten führen sollen. Hier wird jetzt schon vorgebaut, dass diese Monstertrasse finanziell kaum zu berechnen ist. Viele Bauprojekte (z.B. Flughafen Berlin, Bahnhof Stuttgart) sprechen eine deutliche Sprache.
Forderungen des Bund Naturschutz zu Themen wie Energiesparen, Energieeffizienz und dezentraler Energieversorgung
werden dadurch fast bedeutungslos. Schön für die den Alpen vorgelagerten Regionen Bayerns, denn diese haben die geringste Dichte an Windrädern und profitieren von der Stromzulieferung aus dem hohen Norden. Der politische Widerstand war hier besonders hoch.
Eine alternative Untersuchung zur Umsetzung der Energiewende mit dezentralen Strukturen ist nie erfolgt, obwohl es seriöse Wissenschaftler gibt, die eine dezentrale Energieversorgung durchaus für realistisch halten (z.B. Prof. Hirschhausen). Verschiedene Beispiele in ganz Deutschland untermauern diese Thesen. Selbst in Metropolregionen wie Nürnberg, gibt es Projekte in diese Richtung.
Beispiel touristische Erschließung
Das Fichtelgebirge wird zur Spielwiese immer neuer Eventmanager, die einfach nicht verstehen, dass eine Landschaft auch ohne Zippline, ohne Downhill oder Skilift attraktiv sein kann. Hier fehlt es einfach an Gefühl für den Wert der Natur. Das Fichtelgebirge ist kein Schuhabstreifer, den man immer benutzen kann wenn man wieder einmal ein lukratives Geldgeschäft wittert.
Immer wieder werden neue Radwege geplant. Ihre Projektierung führt in vielen Fällen direkt in die Hotspots des Naturschutzes, wie zum Beispiel entlang der Eger. Absolut schützenswerte Lebensbereiche, für die man auch einmal einen Umweg mit einigen Steigungen in Kauf nehmen sollte. Eine Käseglocke will auch der Bund Naturschutz nicht, aber etwas mehr Augenmaß für die Sensibilität unseres Lebensraums könnte nicht schaden.
Beispiel Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof-Marktredwitz
Der Bund Naturschutz begrüßt die geplante Elektrifizierung dieser für die Region so wichtigen Bahnstrecke. Dadurch wird Nordosbayern besser an das gesamtdeutsche Bahnnetz angeschlossen und der Schienenverkehr kann umweltfreundlicher und wirtschaftlicher gestaltetet werden. Der Bahnstrom kommt bereits zu 40 Prozent aus regenerativen Energiequellen. Im Zuge der Elektrifizierung soll mehr Güterverkehr auf die Bahn verlegt werden, 60 bis 90 Güterzügen pro Tag. Damit verbunden ist natürlich eine erhebliche Lärmbelastung der Anwohner, die in diesem Bahnkorridor leben. Der BN fordert, wie die neu gegründeten Bürgerinitiativen entlang der Trasse, optimalen Lärmschutz für die betroffenen Anwohner, auch wenn es sich um keine Neubaustrecke handelt.
Fazit
Das kleine Mittelgebirge Fichtelgebirge ist an der Grenze der Belastbarkeit angekommen. Vorbildliche Anstrengungen zur Umsetzung einer dezentralen Energiewende werden nicht honoriert. Fortlaufend neue Ideen, auf dem Rücken des Naturschutzes ausgetragen, sind der falsche Weg, eine Region attraktiv und lebenswert zu gestalten. Das Alleinstellungsmerkmal eines weitestgehend natürlichen Lebensraumes geht verloren. Es entsteht Beliebigkeit.
Der Bund Naturschutz hat viele Maßnahmen mitgetragen und unterstützt, sieht sich jetzt aber in der Verpflichtung, aus naturschutzfachlicher Sicht an die Grenzen des Machbaren zu erinnern.
Wir sehen hier auch das Landratsamt Wunsiedel in der Pflicht. Zielkonflikte können nicht immer einseitig für die Wirtschaftlichkeit entschieden werden.
Landrat Dr. Karl Döhler ist gefordert, sich einmal vor das Fichtelgebirge zu stellen, wenn Forderungen vorgetragen werden, die zur Entwertung des Naturparks Fichtelgebirge führen.