Die Schönheit der Schöpfung live erlebt
Der Exkursionsleiter wies zunächst auf die kulturhistorisch bedeutsame Situation von Michaeliskirche und Burgfried hin. Die Thiersteiner Burg ist 1340 von Albrecht Nothhaft erbaut worden. Im Zuge des Markgräflerkrieges 1554 ist die Burg schließlich zerstört und als Amtssitz aufgegeben worden. 1602 wurde unterhalb des Ortes ein neues Amtshaus, das Schlößlein, errichtet, in der sich heute auch die Geschäftstelle der BN-Kreisgruppe Wunsiedel befindet.
Von einer Anhöhe beim Pfarrgarten aus bot sich den Teilnehmern ein herrlicher Blick auf die interessante Kulturlandschaft des östlichen Fichtelgebirges. Prägend sind die Berggipfel von Steinberg, Schlossberg, Plattenberg im böhmischen Eichelberg, Hengstberg und Kapellenberg, der bereits zum Elstergebirge gehört.
Anhand von zwei mitgebrachten Granit- und Basaltsteinen erläuterte Paulus die Geologie des Gebiets. Thierstein liegt in einem breiten Band des Weißenstädter-Marktleuthener Porphyrgranits, im Volksmund auch "Pressackgranit" genannt. Charakteristisch sind die großen, bis zu 12 Zentimeter großen Feldspatkristalle. Die Porphyrgranite sind vor rund 320 Millionen Jahren entstanden. "Das zweite landschaftsprägende Gestein sind die Basalte, die im Zuge des tertiären Vulkanismus vor 20 bis 26 Millionen Jahren aus basischen Magmen entstanden sind", erläuterte der Exkursionsleiter. Durch diese Vulkane oder Feuerberge ist Thierstein in ganz besonderem Maße geprägt. Große Teile von Thierstein, so auch der Burgfried, stehen auf Basalt. Die charakteristische Säulenbildung dieses blaugrauen Gesteins ist an einem bemerkenswerten Aufschluss beim Thiersteiner Sportplatz gut zu beobachten.
Die Exkursion führte an herrlich blühenden Feuchtwiesen beim Schlößlein vorbei. Gerade der Frühsommeraspekt der Wiesen ist besonders schön. Paulus zeigte die blühenden Wiesenblumen Kuckuckslichtnelke, Hahnenfuß, Wiesenknof und Wiesenknöterich, den man früher treffend "Zahnbürstel" nannte. An einem Standort zeigte der Exkursionsleiter seltenere Pflanzen wie Bachnelkenwurz und das rotviolett leuchtende Breitblättrige Knabenkraut, eine dekorative Orchideenart. "Ein Milan", rief plötzlich ein Exkursionsteilnehmer. Tatsächlich zeigte sich unweit des "Alten Teiches" bei Pfannenstiel ein prächtiger Rotmilan, der an seinem tief gegabelten Schwanz gut zu erkennen war.
Letzter Exkursionspunkt waren die Wiesen- und Heckengrundstücke des Bundes Naturschutz am Basaltknock. In den Dornenhecken blühten die Weißdorne, während in den Magerwiesen die Margeriten und Pechnelken leuchteten. Gut zu beobachten waren die Heckenvögel Goldammer und Neuntöter. Auf einem Busch im Dangesbachtal sang tatsächlich ein Braunkehlchen, mittlerweile eine Rarität im Fichtelgebirge. Oben am Basaltknock würdigte Karl Paulus das Engagement des Thiersteiners Siegfried Mohr in Sachen Naturschutz. Dieser lässt eine große Wiese naturnah bewirtschaften. "Ein großer Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt". So sind am Basaltknock auch seltene Schmetterlinge wie der Schwalbenschwanz und der Violette Feuerfalter anzutreffen. Die Teilnehmer genossen den herrlichen Blick vom Basaltknock auf den historischen Ort Thierstein.