Dem Biber auf der Spur
Dann übernahm Karl Paulus das Kommando. Der BN-Kreisgeschäftsführer und Projektleiter des Biberprojekts führte die Exkursionsgruppe in einem langen Gänsemarsch zu einem Biberrevier an der Eger bei Hebanz. Schon nach kurzer Strecke entdeckten die mitfiebernden Kinder die ersten Fraßspuren von „Meister Bocklet“: keilförmig abgenagte Weidenstämme, kahlgenagte Äste, grabenförmige Ausstiege und eine große gefällte Zitterpappel. Der enorme Kaudruck der Biberzähne von 120 Kilogramm pro Quadratzentimeter macht das möglich.
Nachdem sich die zahlreichen Teilnehmer durch gefällte Bäume an einem Egersteilhang durchgekämpft hatten, tauchte schon bald die Biberburg auf, die sich für den Laien wie ein großer Reisighaufen darstellt. Der Eingang zum Biberbau liegt stets unter Wasser und die Biberfamilie ist in einem rund einem Meter breiten Wohnkessel zu Hause. Eine Familie besteht aus den Bibereltern und den Jungtieren der letzten beiden Jahre. Danach müssen sich die Jungen ein eigenes Revier suchen. Finden sie das nicht, hat der Biber keine Überlebenschance. Dadurch ist eine übermäßige Vermehrung, wie bei den Wildschweinen, nicht möglich.
Im Rahmen der Biberkartierung hat Paulus bislang 35 Biberreviere mit Schwerpunkt an Eger und Röslau festgestellt, sodass man aktuell von gut 100 Bibern im Landkreis ausgehen kann.
Ziel des vom BN durchgeführten Projektes, das im Rahmen der Glückspirale finanziert wird, ist es, die vom Biber verursachten Probleme abzufedern. Durch den Einstau von Wirtschaftswiesen oder diversen Grabaktivitäten an Teichen und Kläranlagen entstehen den Besitzern gravierende Schäden. Deshalb ist der Aufbau eines Bibermanagements von zentraler Bedeutung, damit die geschädigten Grundbesitzer nicht mit den Problemen alleine gelassen werden.
Die Exkursionsgruppe wanderte flussaufwärts durch die wunderschöne, naturnahe Egeraue zu einem zweiten Biberrevier unterhalb von Marktleuthen. Auch hier die gleichen Merkmale: eindeutige Fraßspuren an Weiden in einem kleinen Auwald, Ausstiege und schließlich ein Biberbau, der allerdings bereits verlassen war. Der Biber legt in seinem Revier häufig mehrere Bauten und Fluchtröhren an, aber nur eine Burg wird „winterfest“ gemacht. Der Biber gestaltet wie keine zweite Art seinen Lebensraum und schafft damit gleichzeitig Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in und am Gewässer: für Amphibien, Libellen und Fische, sowie für Schwarzstorch und Eisvogel. Biberreviere dienen auch der Wasserrückhaltung und dem Hochwasserschutz.