Bund Naturschutz informiert sich über das FiMo-Haus in Nagel
Konzept und Aussehen
Das Konzept und die Idee des FiMo-Hauses hat die Zimmerei Tretter schon im Jahr 2022 entwickelt. Äußerlich sieht ein FiMo-Haus aus wie ein größerer Holz-Container. Die Grundfläche beträgt 4 Meter mal 13,45 Meter, was an bestehende Industrienormen angepasst wurde. Auch größere Module und gewisse Maßabweichungen sind nach Absprache möglich. In der Firmenzentrale in Wurmloh, einem Ortsteil von Nagel, baut die Zimmerei Tretter die FiMo-Häuser zusammen. Die Modulbauweise ist praktisch, denn man kann bei Bedarf – etwa aus persönlichen oder familiären Gründen – ein zweites FiMo-Haus sowohl auf ein bestehendes Haus aufsetzen, als auch auf derselben Ebene horizontal anbauen, wobei dann ein L-förmiger Grundriss entsteht. Auch als Büro- oder Gewerbeeinheit ist das FiMo-Haus nutzbar. Durch die genormten Außenmaße lässt sich ein Haus relativ einfach mit einem Schwertransporter auch über größere Strecken transportieren, wobei man noch einen Kran für das Aufladen bzw. Abstellen braucht. Hinten am Haus befindet sich eine kleine Terrasse, die mit einem Geländer und einer Treppe in den Gartenbereich ausgestattet ist.
Innenausstattung
Das FiMo-Haus ist auf einer Wohnfläche von 45 m2 funktional eingerichtet: Vom Eingang aus gelangt man in einen kleinen Flur, der nach links direkt übergeht in das größte Zimmer, eine Kombination aus Arbeits- bzw. Wohnzimmer und Küche. Der hintere Bereich mit einem Fernseher ist über ein nicht-tragendes Trennelement in der Raummitte etwas von der restlichen Fläche abgetrennt. Die Einbauküche ist mit Schränken und Standard-Elementen wie z. B. Kühlschrank, Spüle und Geschirrspüler ausgestattet. Der Fußboden ist ein grau-beiger Laminatboden. Neben diesem Raum befindet sich das WC mit Toilette, Dusche und Waschbecken, und rechts davon noch ein kleiner Technik-Raum, wo das gesamte Haus an bestehende Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen angeschlossen werden kann. In einer Nische befindet sich ein Schrank, doch hier könnten auch eine Waschmaschine und ein Trockner aufgestellt werden. Schließlich gibt es noch ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett und einem Kleiderschrank. Die Fenster sind dreifach verglast. Außer einer kleinen Schwelle bei der Dusche gibt es innerhalb des FiMo-Hauses keine Schwellen. Auch ein nahezu vollständig barrierefreies Modell kann gebaut werden.
Energie und Ökologie
Die Außenwände sind circa 36 cm dick und mit Holzweichfasern sehr gut gedämmt, so dass das FiMo-Haus sogar den KfW-40-Standard hat. Das Haus wird durch eine mit Strom betriebene Fußbodenheizung effizient beheizt. Auf dem Dach können Photovoltaik-Module installiert werden, so dass Strom zum Teil selbst erzeugt werden kann. An besonders kalten Wintertagen kann der Innenraum über einen kleinen Holzpelletofen zusätzlich erwärmt werden. Das Holz an den Außenfassaden ist Lärchenholz, das aus unserer Region stammt. Die Dielen der Terrasse bestehen aus Douglasienholz, ebenfalls aus unserer Region.
Kosten und Formales
Nach Auskunft von Andreas Tretter liegen die Kosten für einen kompletten FiMo-Haus-Rohbau ohne Möbel und Terrasse und ohne weitere Kosten, wie z. B. für den Transport und das Grundstück, bei rund 100.000 Euro. Dies ist relativ günstig im Vergleich zum Kauf eines bestehenden Altbau-Hauses, bei dem in aller Regel – zusätzlich zum Kaufpreis – mit arbeitsaufwändigen und kostenintensiven Sanierungsmaßnahmen gerechnet werden muss.
Noch gibt es im Landkreis Wunsiedel keine weiteren FiMo-Häuser, was vor allem daran liegt, dass es relativ kompliziert und langwierig ist, Baugenehmigungen zu bekommen. Die Zimmerei Tretter ist hierzu in regelmäßigem Austausch mit den umliegenden Landratsämtern und den Baubehörden und wünscht sich, dass möglichst bald der Weg frei gemacht wird für den Bau von weiteren FiMo-Häusern in der Region.
FiMo-Haus in Nagel als Ferienwohnung
Auf der Webseite https://www.erholungsort-nagel.de/unterkuenfte/ können Urlauber Übernachtungen buchen, was sehr gut angenommen wird. Wenn man in eine Internet-Suchmaschine „FiMo-Haus“ eintippt, gelangt man auf Webseiten von Übernachtungsportalen wie z. B. www.booking.com, wo man mehrere Fotos vom FiMo-Haus ansehen und Übernachtungen buchen kann.
Unser Eindruck und unser Resümé
Wir von der Kreisgruppe Wunsiedel des Bund Naturschutz bedanken uns bei der Familie Tretter für die Führung und den interessanten Einblick. Das FiMo-Haus ist unseres Erachtens eine ökologisch sinnvolle Form des Wohnens. Heimisches Holz wird als Bauholz genutzt. Aus Sicht des Klimaschutzes wertvoll ist auch die sehr gute Wärmedämmung. Bei der Installation einer Dach-Photovoltaikanlage und bei Verwendung von Ökostrom und Nutzung von Holzpellets aus heimischen Holzabfällen für den Holzpelletofen kann das FiMo-Haus weitgehend regenerativ und nahezu CO2-neutral mit erneuerbarer Energie beheizt werden.
Überrascht waren wir, dass bürokratischen Hürden bei den Genehmigungsverfahren das Haupthindernis für den Bau und das Aufstellen weiterer FiMo-Häuser zu sein scheinen.
Im Sinne des Klimaschutzes und im Sinne einer Stärkung der heimischen Wirtschaft und der regionalen Wertschöpfung sollten bestehende Bauvorschriften großzügig ausgelegt und formale Hindernisse umgehend beseitigt werden. So können in Zukunft weitere FiMo-Häuser gebaut und im Landkreis Wunsiedel und in anderen Regionen aufgestellt werden.