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Fauna+Flora des Fichtelgebirges

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Baggern für die Artenvielfalt

Die ehemalige Tongrube Seedorf ganz im Südosten des Landkreises Wunsiedel stellt für gefährdete Pflanzen, Libellen, Heuschrecken, Laufkäfer, Spinnen und einige Vogelarten eine wahre Goldgrube dar. Entscheidendes Qualitätsmerkmal sind die offenen Pionierstandorte auf Lehmen und Tonen, insbesondere die von kleinen Rinnsalen überrieselten, sickerfeuchten Bereiche.

14.08.2018

Ein Paradies für Raritäten bei Pflanzen und Tieren

Neben einem Massenvorkommen des Sumpfbärlapps und des Rundblättrigen Sonnentaus haben sich hochgradig gefährdete Tierarten in dem offenen Gelände eingenischt: Gebänderte Heidelibelle, Kleiner Blaupfeil, Südlicher Blaupfeil, Kleine Zangenlibelle, Blauflügelige Sandschrecke, Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, um nur einige Raritäten zu nennen. Damit dies so bleiben kann, ist es notwendig, im Abstand von 6-8 Jahren immer wieder größere Bereiche abzuschieben. Sonst entsteht bald ein Wald.

Grauweide, Erle und Kiefer überwuchern das freie Gelände

Heuer standen die 2009 angelegten Tümpel und die Überrieselungsflächen auf der Agenda des Bundes Naturschutz. Die Tümpel waren entweder mit Lehmen verfüllt, verlandet oder mit Gehölzen zugewachsen. Im Bereich der besonders wertvollen Überrieselungsflächen hatte sich bereits eine bis zu 3 m hohe Sukzession mit Grauweide, Erle, Birke und Kiefer gebildet. Es bestand dringender Handlungsbedarf!

Bagger und Naturschutz

Am 14. August war es dann soweit: Die Firma Hart Keramik (Ziegelwerk Waldsassen) stellte einen großen Moorbagger bereit. Unter der fachlichen Leitung von Karl Paulus wurden insgesamt 15 Kleingewässer und Tümpel angelegt, im Bereich der überrieselten Flächen wurden die Gehölze selektiv herausgebaggert. Soweit wie nur möglich wurden Standorte mit Sonnentau und Sumpfbärlapp verschont, doch ohne Eingriffe sind solche Maßnahmen nicht zu realisieren. Nach mehrstündiger Arbeit des umsichtigen Baggerführers Karl Kulinan waren die Sonderstandorte wieder freigelegt. Das ausgehobene Material soll in einem späteren Arbeitsgang noch mit der Planierraupe verfrachtet werden.

Noch ein Aspekt zum Zeitpunkt der Maßnahme. Die Aktion musste jetzt, bei absolut trockenen Verhältnissen durchgeführt werden. Wenn sich die Lehme im Herbst voll Wasser saugen, ist ein Befahren der sickernassen Standorte nicht mehr möglich.

Ökonomie und Ökologie im Einklang – Dank an die Firma Hart Keramik und den Forstbetrieb Waldsassen

Der BN dankt der Firma Hart Keramik, insbesondere Sebastian Hart, für die Bereitstellung des Baggers und das große Verständnis für den Naturschutz. Hier zeigt es sich deutlich, dass Ökonomie und Ökologie kein Gegensatz sein müssen. Wenn die richtigen Leute zusammentreffen, gibt es vor Ort immer praktikable Lösungen. Ebenso bedankt sich der Bund Naturschutz beim Forstbetrieb Waldsassen, mit deren Einverständnis der BN die ehemalige Tongrube fachlich betreut und Gestaltungsmaßnahmen durchführt.