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Fauna+Flora des Fichtelgebirges

BN blickt besorgt nach Böhmen

Zwei Müllverbrennungsanlagen im Egerer Becken geplant.
Umweltverband befürchtet „Beeinträchtigung der Lebensqualität“
So unsere Pressemitteilung an die Frankenpost.

Wunsiedel. Mit großer Besorgnis hat der Bund Naturschutz im Landkreis Wunsiedel die Nachricht aufgenommen, dass im Egergraben im benachbarten Böhmen zwei Müllverbrennungsanlagen geplant sind. Wie die Frankenpost berichtete, ist eine Anlage bei Cheb (Eger) geplant, eine weitere in Vresova bei Sokolov (Falkenberg).

„Der Bau der Müllverbrennungsanlagen kann aufgrund der besonderen geografischen Situation des Fichtelgebirges zu grenzüberschreitender Luftverschmutzung führen“, befürchtet BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner. „Wir sehen das ebenso kritisch wie der Bayreuther Klimaforscher Professor Dr. Thomas Foken.“  Im inneren Fichtelgebirge, das vom hufeisenförmigen Gebirgsknoten umschlossen ist, könnten sich bei austauscharmen Wetterlagen vom Egertal her Luftschadstoffe wie Dioxine, Quecksilber und schwermetallhaltige Feinstäube „wie in einer Pfanne“ ansammeln.

„Diese Beeinträchtigung unserer Lebensqualität müssen wir gemeinsam verhindern“, so der BN-Kreisvorsitzende in einer Pressemitteilung. „Der Bund Naturschutz ruft daher alle politisch Verantwortlichen auf, diese Problematik bei bilateralen Gesprächen mit unseren tschechischen Nachbarn zu erörtern“, appelliert Fred Terporten-Löhner. Besonders kritisch müssten die der Planung zugrunde gelegten Grenzwerte hinsichtlich der Emission von Dioxinen und Schwermetallen hinterfragt werden. Keinesfalls dürfe ein Mülltourismus entstehen, um Entsorgungskosten zu sparen und die in Deutschland gültigen Grenzwerte zu unterlaufen.

BN-Kreisgeschäftsführer Karl Paulus macht sich große Sorgen, weil er neben der Umwelt seit Jahren auch das Image des Fichtelgebirges im Blick hat. „Die Lebensqualität und auch die Identifikation mit der Region entwickeln sich sehr positiv. Eine Vielzahl von Akteuren bemühe sich mit ganzer Kraft, das Image des Fichtelgebirges zu verbessern - nach innen wie außen – und die Potentiale der Region zu entwickeln“, verdeutlicht der BN-Geschäftsführer. „Eine Verschlechterung der lufthygienischen Situation wäre natürlich ein herber Rückschlag.“

Karl Paulus erinnert in diesem Zusammenhang an die „schlimme, grenzüberschreitende Luftverschmutzung, Stichwort Katzendreckgestank“ bis weit hinein in die 1980er Jahre. „Zu allem Überfluss habe es damals auch noch Pläne für den Bau einer Müllverbrennungsanlage in der Region gegeben. Eine ganze Reihe von Standorten, von Marktredwitz im Süden, über Selb und Rehau, bis Döhlau im Norden, sei zur Disposition gestanden. „Glücklicherweise konnte das Projekt durch einen breiten Widerstand von 1988 bis 1990 mit vereinten Kräften abgewendet werden“, erinnert sich Karl Paulus. „Unvergessen“ sei eine Großkundgebung am 3. März 1990 in Selb im Rosenthal-Feierabendhaus. „Machtvoll gegen Müllverbrennung“, titelte dieFrankenpost damals. Sollten die tschechischen Müllverbrennungspläne konkret werden, so fordert der Bund Naturschutz eine grenzübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung ein.