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Erholungsregion Fichtelgebirge in Gefahr

Industriegebiet Plärrer: BN sieht Erholungsregion Fichtelgebirge in Gefahr. Offener Brief „Zehn Punkte zum Nachdenken“ an die Landkreisführung und alle verantwortlichen Politiker. Der Bund Naturschutz warnt davor, sich in Sachen Industriegebiet Plärrer zu sehr auf die Machbarkeitsstudie zu verlassen.

12.01.2018

„Wir wissen doch, dass die Natur fast immer der Verlierer ist, wenn viel Geld im Spiel ist."
Mit einem offenen Brief “Zehn Punkte zum Nachdenken“ wenden sich BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner und Geschäftsführer Karl Paulus an die Landkreisführung und alle verantwortlichen Politiker.

Zehn Punkte gegen die Ausweisung des Industriegebietes zwischen Thiersheim und Wunsiedel

1.    Der Landkreis Wunsiedel  hat sich wirtschaftlich gut erholt. Die Wirtschaft boomt, es herrscht Fachkräftemangel. Wir verweisen auf einen Bericht in der Frankenpost vom 5. Januar („Eine Region erfindet sich neu“). Der Naturpark Fichtelgebirge hat – auch dank der Arbeit des BN - eine hohe landschaftliche Attraktivität. „Hightech im Grünen“ hat sich heimlich als adäquates Leitbild entwickelt.

 2.   Durch die Ausweisung eines riesigen Industriegebiets auf 94 Hektar Fläche für eine umweltbelastende Papierfabrik - höchstwahrscheinlich mit integriertem Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk - findet ein Paradigmenwechsel statt. Wenn mitten im Landkreis „ein zweites Sokolov“ entsteht, geht die Qualität der Erholungs- und Gesundheitsregion Fichtelgebirge unwiederbringlich verloren. Man kann nur einem Herren dienen.

3.    Als Umweltverband warnen wir vor einer erheblichen Umweltbelastung im weiten Umkreis des Industriegebiets. Es entsteht ein zentraler Altpapier-Umschlagsplatz, eine Recycling-Papierfabrik mit 500 Meter langen Hallen und sehr wahrscheinlich eine Verbrennungsanlage für Abfälle mit weit reichenden Schadstoff-, Geruchs- und Lärmemissionen. In EBS-Heizkraftwerken werden auch Altreifen, Sperrmüll und Klärschlamm verbrannt. Wer will denn dann in Bernstein, Stemmasgrün, Höchstädt, Thiersheim und in der Region noch Urlaub machen? „War denn unser jahrzehntelanger Kampf für bessere Luft und Lebensqualität im Fichtelgebirge vergebens?“

 4.   Der Bund Naturschutz warnt vor einer kaum vorstellbaren Veränderung und Zerstörung der Naturparklandschaft auf zwei Kilometer Länge. Die bäuerlich geprägte Landschaft vom Thiersheimer Plärrer bis fast Bernstein müsste komplett entwässert, planiert,versiegelt und mit neuen Straßen erschlossen werden. Der massiv zunehmende Verkehr würde Umgehungsstraßen und weitere Erschließungen nach sich ziehen. Landfraß par excellence mitten im Naturpark Fichtelgebirge.

 5.   Die geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse sind äußerst kompliziert (Specksteinbildung). In der Sallach – so heißt das zentrale Gebiet -  steht feiner Lehm mit Pseudovergleyung an. Zur Vorbereitung des Baugrunds müsste der Boden auf mehreren hunderttausend Quadratmetern komplett ausgetauscht werden. Das allein kostet Millionen.

 6.   Kaum abschätzbar ist die Veränderung des Wasserhaushalts durch die Versiegelung von nahezu einer Million Quadratmeter Fläche. Eines ist sicher: Quellen und Bächewerden versiegen und bei Starkregen drohen Überschwemmungen. Und wo will man mehrere Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr für die Papierfabrik entziehen? Solche Anlagen haben einen extrem hohen Wasserbedarf und werden gewöhnlich an Flüssen errichtet. Will man am Plärrer die Quadratur des Kreises schaffen?

 7.   Im Westen des Industriegebiets werden gut 35 Hektar beste landwirtschaftlicheAckerflächen benötigt. Landwirtschaftliche Existenzen stehen auf dem Spiel. Sind das keine Arbeitsplätze? Und woher will man denn die erforderlichen Ersatzflächen für die irrsinnigen Flächenverluste hernehmen? Es ist völlig verständlich, dass sich die Landwirte massiv zur Wehr setzen.

 8.   Als Naturschutzverband weisen wir mit Nachdruck darauf hin, dass mehrere Hektar schutzwürdige Biotope unwiederbringlich zerstört würden. Allein fünf Feuchtflächen sind in der amtlichen Biotopkartierung erfasst. Das Industriegebiet würde einen herben Rückschlag für den Natur- und Artenschutz im Fichtelgebirge bedeuten. Und das in einer Zeit, in der jede zweite Pflanzen- und Tierart vom Aussterben bedroht ist.

 9.   Wer soll das bezahlen? Die Kosten für die Vorbereitung und Erschließung des Industriegebiets sind nach Auffassung des BN aufgrund der komplexen geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse kaum zu beziffern. Es geht um viele, viele Millionen. Nachdem Wunsiedel und Thiersheim keine genehmigten Haushalte haben, ist ein finanzielles Abenteuer zu befürchten. Und allzu oft werden die Gewebesteuererwartungen völlig überschätzt.

 10. Der BN plädiert für Gewerbeansiedlungen mit Maß und Ziel.
Es gibt im Landkreis Wunsiedel bereits 145 Hektar nicht genutzte Gewerbe- und Industrieflächen. Am Plärrer würde ein Gewerbegebiet bis zur Müllsortieranlage und zur Straße nach Höchstädt durchaus Sinn machen. Aber wir warnen eindringlich vor den irrwitzigen Plänen eines Mega-Industriegebiets. Dafür ist unser Fichtelgebirge nicht geeignet. „Das würde unsere Heimat nicht voran bringen, sondern schweren Schaden zufügen.“ Die Worte von Bürgermeister Beck, dass hier Ökonomie und Ökologie in Einklang gebracht werden können, sind reine Augenwischerei.